Alltag

Wie finde ich die richtige Kita für mein Kind?

Die Wahl der passenden Kita ist eine wichtige Entscheidung, die Eltern für ihr Kind treffen. Doch bei der Vielzahl an Angeboten kann die Auswahl überwältigend sein. Lesen Sie, worauf Eltern achten sollten: von der pädagogischen Ausrichtung über die verschiedenen Träger bis hin zu den Öffnungszeiten.

Die Entscheidung, welche Kita die beste für das Kind ist, kann eine herausfordernde Aufgabe sein und Kopfzerbrechen machen. Schließlich möchten Eltern sicher sein, dass ihr Kind in einer Umgebung aufwächst, die nicht nur sicher und liebevoll ist, sondern auch seine Entwicklung fördert. In den ersten Lebensjahren sind Kinder besonders empfänglich für neue Eindrücke und Erfahrungen, und die Kita spielt eine entscheidende Rolle in diesem Prozess.

In diesem Artikel geben wir Ihnen wertvolle Tipps und Anhaltspunkte, damit Sie die richtige Kita für Ihr Kind leichter finden können.

Was sollte eine Kita bzw. Kinderbetreuungseinrichtung  leisten?

In Kitas und in der Kindertagespflege soll die Entwicklung des Kindes zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit gefördert werden. Dies umfasst – so steht es im Kinder- und Jugendhilfegesetz § 24 SGB VIII – die Betreuung, Erziehung und Bildung des Kindes. Dabei sollen sich die Angebote pädagogisch und organisatorisch an den Bedürfnissen der Kinder und ihrer Familien orientieren und in ausreichendem Maße zur Verfügung gestellt werden.

Bildung des Kindes

Um dies zu gewährleisten, wurden in den letzten Jahren verstärkt Bildungspläne in den einzelnen Bundesländern entwickelt, welche die pädagogische Arbeit unterstützen und auch verbessern sollen. In vielen Bildungsplänen hat die Sprachförderung eine zentrale Bedeutung, aber auch Bildungsbereiche wie Gesundheit und Bewegung, Mathematik und Naturwissenschaften, Musik sowie die soziale und emotionale Entwicklung werden umfassend berücksichtigt.

Betreuung des Kindes

Zum qualitätsorientierten und bedarfsgerechteren Ausbau der Kinderbetreuung insbesondere für Kinder unter drei Jahren wurde das Tagesbetreuungsausbaugesetz (TAG) verabschiedet. Es trat am 1. Januar 2005 in Kraft. Das Gesetz sieht die Schaffung von zusätzlichen Plätzen in Kinderbetreuungseinrichtungen oder in der Kindertagespflege vor.

Partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Familien

Ein weiteres Ziel ist die zeitgemäße Zusammenarbeit mit den Familien in einer vertrauensvollen Erziehungspartnerschaft, bei der Familien und Kinderbetreuungseinrichtungen zum Wohl der Kinder partnerschaftlich zusammenarbeiten. Damit eine Zusammenarbeit gut gelingt, sollten Eltern und das pädagogischen Fachpersonal sich regelmäßig austauschen und über die Bildungs- und Erziehungsziele abstimmen – in spontanen täglichen Tür- und Angelgesprächen sowie in regelmäßig festgelegten Eltern- und Entwicklungsgesprächen.

Die Eltern sollen den Betreuungsalltag durch Hospitationen und aktive Beteiligung an Projekten und Festen näher kennenlernen können und es sollte ihnen möglich sein, sich z. B. im Elternbeirat oder in der Elternvertretung aktiv für die Umsetzung und Weiterentwicklung der Inhalte der pädagogischen Arbeit zu engagieren.

Welche Kinderbetreuungseinrichtungen/Träger gibt es und wie arbeiten sie?

Kinderbetreuungseinrichtungen werden von öffentlichen, freien, privat-gewerblichen und betriebseigenen Trägern betrieben.

Öffentliche Träger sind meist die Kommunen, also das örtliche Jugendamt. In einzelnen Ländern sind es auch Gemeinden ohne Jugendamt. Freie Träger sind nichtstaatliche Organisationen wie Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Elterninitiativen oder Vereine, die sich unterschiedlichen religiösen oder humanitären Grundideen verpflichtet fühlen. Bei Elterninitiativen gründen Eltern (evtl. zusammen mit Erzieher:innen) einen Verein. Der Verein (d. h. die Eltern) übernimmt aktiv Aufgaben, die mit dem Aufbau und der Durchführung der Kindertagesbetreuung verbunden sind.

Die Kinderbetreuungseinrichtungen privater/gewerblicher Träger sind in der Regel nicht öffentlich bezuschusst. Sie finanzieren sich ausschließlich über Elternbeiträge und haben deswegen in der Betreuungslandschaft die höchsten Beiträge.

Seit den 1990er Jahren engagieren sich immer mehr Unternehmen und Institutionen für die Betreuung der Kinder ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Betriebsnahe Formen der Kinderbetreuung haben den Vorteil, dass die meist variablen und verlängerten Öffnungs- und Betreuungszeiten mit den Arbeitszeiten der erwerbstätigen Eltern korrespondieren.

Welche pädagogischen Konzepte gibt es?

Eltern, die nach einer Einrichtung für Ihr Kind recherchieren, bemerken sehr schnell, wie viele unterschiedliche pädagogische Konzepte es gibt. Damit Ihnen die Entscheidung leichter fällt, geben wir Ihnen einen ersten kurzen Überblick über die wichtigsten pädagogischen Konzepte.

1. Situationsansatz – Leben und Lernen in Erfahrungszusammenhängen

Der Situationsansatz orientiert sich an den individuellen Lebenssituationen der Kinder, nimmt die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten der Kinder ernst und macht sie zum Lerngegenstand. Die Interessen und Fragen der Kinder werden in der Gruppe zum Thema gemacht. Solche Themen können sein: “Wir gestalten unsere Räume”, “Sich schlagen und vertragen”, “Wir feiern ein Fest”, “Mädchen und Jungen in unserer Gruppe”, “Wir erkunden unseren Stadtteil”, “Anfang und Abschied in der Gruppe”.

Dieser pädagogische Ansatz folgt mit seiner offenen Planung keinem festgelegten Ablauf. Ziel dieses Ansatzes ist, dass sich die Kinder möglichst selbstbestimmt entwickeln können. Beim Situationsansatz öffnet sich die Kinderbetreuungseinrichtung auch nach außen, d. h. Menschen aus dem Umfeld der Einrichtung werden in die pädagogische Arbeit einbezogen.

2. Montessori-Pädagogik – „Hilf mir, es selbst zu tun“

Das weltweit anerkannte Konzept der Montessori-Pädagogik wurde von der italienischen Ärztin Maria Montessori begründet. Sie entwickelte als erste Pädagogin kindgerechte Möbel sowie Sinnes- und Bewegungsmaterialien, mit denen sich die Kinder selbstständig beschäftigen können. Diese Materialien sind so gestaltet, dass sie hohen Aufforderungscharakter haben und die Kinder ihre Leistungen selbst überprüfen können.

In der Montessori-Pädagogik geht es primär darum, den Blick auf das Kind zu richten und seine Fähigkeiten und Talente zu entdecken. Wichtig ist dabei die „vorbereitete Umgebung“. Das ist eine sehr sorgfältig gestaltete Umgebung, die das Lernen der Kinder fördert. Die Betreuer:innen richten ihr ganzes Handeln danach aus, die Selbstständigkeit und Selbsttätigkeit des Kindes zu respektieren und zu fördern – ganz nach Maria Montessoris Motto „Hilf mir, es selbst zu tun.“

Die Betreuer:innen sehen sich als Begleiter:innen des Kindes, deren Aufgabe vor allem in der Beobachtung liegt. Diese individuellen Beobachtungen sind die Grundlage für das pädagogische Handeln der Betreuer:innen.

3. Waldorfpädagogik – „Das Leben in wiederkehrenden Zyklen“

Die Waldorf-Einrichtungen basieren auf der Lehre des Begründers der Anthroposophie, Rudolf Steiner (1861-1923). Die Lehre Steiners geht von einem Rhythmus von je sieben Jahren für eine Lebensphase aus. In jeder dieser Phasen werden bestimmte Lernerfahrungen gemacht. In der ersten Lebensphase lernt das Kind vor allem durch Nachahmung.

Die Kinder orientieren sich an den Erzieher:innen und anderen Erwachsenen. Handwerkliche und künstlerische Betätigungen wie Weben, Backen oder Reparieren haben einen hohen Stellenwert. Der Tagesablauf, die Woche und das Jahr sind sehr bewusst gegliedert und gestaltet. Die Inhalte wiederholen sich immer wieder. Diese Rhythmen entsprechen nach Steiner den kindlichen Bedürfnissen und geben den Kindern einen vertrauensstiftenden Rahmen und Orientierungshilfe. Durch die Wiederholung soll sich Gelerntes verfestigen.

Die Waldorfeinrichtung stellt hohe Anforderungen an die Eltern. Es wird erwartet, dass die Eltern das Konzept mittragen und auch zu Hause umsetzen (z. B. kein/wenig Fernsehen). Die Beteiligung von Eltern, beispielsweise bei der Raumgestaltung, bei Renovierungsarbeiten und bei der Gestaltung von Festen wird vorausgesetzt.

4. Reggio-Pädagogik – „Hundert Sprachen hat das Kind“

Mit dem Begriff Reggio-Pädagogik wird hierzulande die Konzeption und Praxis der kommunalen Kindertagesstätten in Reggio Emilia (Italien) bezeichnet. Die Reggio-Pädagogik zählt weltweit zu den ambitioniertesten elementarpädagogischen Konzepten.

Ihr bekanntester Vertreter ist Professor Loris Malaguzzi (verstorben 1994). In seinem Gedicht „Die hundert Sprachen des Kindes“ heißt es: „Das Kind hat 100 Sprachen, 100 Hände, 100 Weisen zu denken, zu sprechen und zu spielen, 100 Welten zu entdecken, 100 Welten zu träumen.“ Die verschiedenen Möglichkeiten der Sinneserfahrung bilden die Grundlage für die vielen Sprachen der Kinder. Damit ihre Sinneserfahrungen zu einer Sprache werden können, brauchen Kinder Materialien, Werkzeuge, Rollen- und darstellendes Spiel, Musik, bildende Kunst und auch symbolische Strukturen.

Die Reggio-Pädagogik ist eine optimistische Pädagogik. Sie geht davon aus, dass das Kind mit seiner Energie, seiner Wissbegierde und seiner Kreativität Schöpfer seiner eigenen Entwicklung, Konstrukteur seiner persönlichen Wirklichkeit ist. Wahrnehmungs- und Ausdruckserziehung sind deshalb ein zentrales Anliegen in den Kinderbetreuungseinrichtungen.

Die Erzieher:innen selbst sind es, die dies in eine bestimmte pädagogische Haltung gegenüber den Bildungsprozessen der Kinder übersetzen: dass nämlich die Entdeckung der richtigen Fragen wichtiger ist als das Finden richtiger Antworten.

Die Gestaltung der Räume spielt dabei eine wichtige Rolle. Der Raum wird als „dritter Erzieher“ betrachtet. Einrichtung und Material haben durch die Präsentation Aufforderungscharakter. Sie bieten eine ordnende Orientierung, ermöglichen unterschiedliche Perspektiven, fordern verschiedene Wahrnehmungen heraus und laden zum forschenden Lernen ein. Die Themen der Projekte entstehen aus Beobachtungen, Erlebnissen, Gesprächen und Impulsen der Kinder wie der Erwachsenen. Der Austausch der Kinder untereinander und die Ergebnisse ihres Forschens werden dabei nicht nur gefördert, sondern auch in Wort und Bild an sogenannten „sprechenden Wänden“ dokumentiert.

5. Integrative Einrichtungen – Kinder mit und ohne Behinderung spielen und lernen gemeinsam

In inklusiven Einrichtungen werden Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam betreut. Der Leitgedanke der inklusiven Pädagogik lautet: „Gemeinsam sind wir stark.“ Die Gruppengröße beträgt meist 15 Kinder, darunter bis zu fünf Kinder mit unterschiedlichen Behinderungen.

Eine integrative Einrichtung ist ein Ort, an dem Gemeinschaft und Solidarität gepflegt und gelebt wird. In der Gemeinschaft erleben die Kinder die Andersartigkeit als Lebensmöglichkeit und Bereicherung. Je nach Bedarf kommen Therapeuten, z. B. Ergotherapeuten oder Logopäden, in die Einrichtung. Integration bedeutet nicht Anpassung an das vorherrschende Leistungs- und Wertesystem. Im Vordergrund stehen die Möglichkeiten und Kompetenzen der Kinder – nicht deren Defizite.

Wichtig für die Eltern von Kindern mit erhöhtem Unterstützungsbedarf ist die wohnortnahe Betreuung und Erziehung, um die nachbarschaftlichen Kontakte zu erhalten und zu fördern und um allzu lange Wegezeiten zu ersparen.

6. Weitere pädagogische Ansätze

Neben diesen gängigen pädagogischen Konzepten gibt es noch weitere Konzepte und Ausrichtungen, wie z. B. die Freinet-Pädagogik, den bewegungsorientierten Ansatz oder den Waldkindergarten. Nicht alle Einrichtungen arbeiten ausschließlich nach einem speziellen Konzept. Es ist auch möglich, verschiedene Konzepte miteinander zu kombinieren oder nur einzelne Elemente in die pädagogische Arbeit einzubeziehen.

Wie sind die Öffnungszeiten der Einrichtungen?

Die Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtungen sind sehr unterschiedlich. Leider bieten immer noch zu wenige Kinderbetreuungseinrichtungen eine ganztägige Betreuung an, und nicht immer und überall sind die Öffnungszeiten an den Bedarf berufstätiger Eltern angepasst. Wir empfehlen Ihnen deshalb, frühzeitig zu klären, ob die Öffnungszeiten der gewählten Einrichtung mit Ihren Arbeitszeiten zu vereinbaren sind.

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