Schwangerschaft

Frühgeburt: Anzeichen, Ursachen und mögliche Risiken

Im Normalfall vergehen zwischen der Zeugung und der Geburt eines Menschen 38 bis 41 Wochen. Es kann passieren, dass die Kinder bereits früher auf die Welt kommen und dann noch nicht vollständig entwickelt sind. In den Krankenhäusern Deutschlands erblicken pro Jahr etwa 700.000 Kinder das Licht der Welt. Zehn Prozent dieser Kinder, also etwa 70.000 Babys, kommen vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt. In diesem Fall spricht die Medizin von der sogenannten Frühgeburt.

Frühgeburt: Kein Grund zur Panik

In den meisten Fällen ist dies kein großes Drama, weil die Kinder in der Regel ein ausreichend hohes Geburtsgewicht haben und deshalb keine besondere Behandlung benötigen. Kinder, die vor Vollendung der 29. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen sind und bei ihrer Geburt weniger als 1.500 Gramm wiegen, gelten als Risikopatienten. Sie werden nicht auf der normalen Geburtsstation versorgt, sondern in ein qualifiziertes Perinatalzentrum verlegt. Dort wird ihnen eine intensive Betreuung zu Teil und die meisten Babys können überleben.

In einem Perinatalzentrum der Stufe 2 werden die Kinder versorgt, die zwischen der 29. und der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt gekommen sind und zwischen 1.250 und 1.499 Gramm wiegen. In den Zentren der Stufe 1 gelten noch höhere Ansprüche, denn dort werden die Kinder mit einem Gewicht von unter 1.250 Gramm versorgt.

Die Merkmale einer Frühgeburt

Schwangere Frauen und ihre ungeborenen Babys werden in Deutschland medizinisch überwacht und versorgt. In den meisten Fällen bemerken die Ärzte bereits früh, dass eine Schwangerschaft nicht den üblichen Verlauf nimmt. Bei den Vorsorgeterminen wird überprüft, ob das Kind sich im richtigen Tempo entwickelt oder andere Gefährdungen vorliegen. Eine Erkrankung der Plazenta oder eine Ansiedlung von Bakterien können dazu führen, dass der Fötus sich nicht schnell genug entwickelt. Der Arzt kann unter Umständen entscheiden, dass ein zu hohes Risiko besteht und das Kind deshalb sofort geholt werden muss. Die werdende Mutter wird dazu in ein Perinatalzentrum verlegt, damit das Kind sofort versorgt werden kann.

Bei einem vorzeitigen Platzen der Fruchtblase oder dem Einsetzten der Wehen darf man keine Zeit verlieren. Oftmals sind die werdenden Eltern geschockt und beginnen zu verzweifeln, aber in der Regel bleibt genug Zeit zur Verlegung in eine spezielle Einrichtung. Das Problem kann mit Medikamenten behandelt werden, dies gelingt meistens aber nur vorübergehend. Die Mittel verschaffen Mutter, Kind und Ärzten einen größeren Zeitpuffer, um sich auf die Geburt vorzubereiten.

arzt untersucht schwangere frau
Rachaphak/shutterstock.com

Die Ursachen sind oft nicht beeinflussbar

Die Medizin ist sich einig, dass Frühgeburten selten etwas mit dem Lebenswandel zu tun haben. Sie können nicht durch äußere Mittel beeinflusst werden, sondern gehören zum Schicksal. Falls sich Bakterien in der Fruchthöhle ansiedeln oder die Plazenta zu klein ist, muss das Kind geholt werden. Diese Ursachen sind jedoch nicht durch die Mutter oder andere Personen beeinflussbar.

Die Behandlung der Frühgeborenen

Die Frühchen kommen direkt nach der Geburt in eine Art Brutkasten, den Inkubator. Die Körper brauchen wesentlich mehr medizinische Hilfe von Pflegern und Ärzten als die der reiferen Neugeborenen. Der Inkubator ist ein Kasten mit Kantenlängen von 35 mal 60 Zentimetern, er besteht aus Plexiglas. In den Seitenwänden befinden sich große Löcher, damit der Griff ins Innere möglich ist. In dem Kasten ist Hightech verbaut, denn er filtert die Luft nicht nur, sondern reichert sie gleichzeitig mit Feuchtigkeit und Sauerstoff an. Die Temperatur wird konstant bei 37 Grad Celsius gehalten, damit der Säugling sich wie im Mutterleib fühlt.

Die schwachen Babys werden über Schläuche in der Nase, im Mund, am Kopf und in den Armen mit Infusionen, Luft und Nahrung versorgt. Die Medikamente sollen Bakterien bekämpfen und die Lungen stärken, damit die Kinder gesund aufwachsen. Unter Umständen leiden die Babys an einer Form der Gelbsucht und müssen mit blauem Licht bestrahlt werden. Der Körperkontakt zu den Eltern ist ebenfalls extrem wichtig, da nützen auch die besten Ärzte und Maschinen nichts. Das Kind ruht dabei auf der Brust der Mutter oder des Vaters. Die emotionale Bindung zu den Eltern steigt enorm, der vertraute Herzschlag hat eine beruhigende Wirkung und durch die Bewegungen des Brustkorbes wird das Frühchen zum Atmen verleitet.

Eine Frühgeburt birgt gewisse Risiken

Durch die neuesten Entwicklungen in der Medizintechnik können immer mehr Frühchen überleben. Mittlerweile besteht für Babys, die in der 24. Woche der Schwangerschaft auf die Welt kommen, eine gute Chance zu überleben. Am Wichtigsten ist die Entwicklung der Lunge, weil das Baby alleine atmen können muss. Die Entwicklung der Lunge kann mittlerweile durch Medikamente, die während der Schwangerschaft verabreicht werden, beschleunigt werden. Es werden immer wieder neue Rekordmarken verkündet, doch hier müssen die Interessen der Kinder berücksichtigt werden. Viele Ärzte zweifeln mittlerweile am Wohl des Kindes, weil diese sich oft lange quälen müssen und am Ende doch nicht überleben.

Die Ärzte arbeiten oft in einem Graubereich, weil es auch um mögliche Behinderungen als Folge der Frühgeburt geht. Sie beraten die Eltern bei der Entscheidung und diese haben anschließen das letzte Wort. Die Eltern verlieren teilweise sehr früh die Hoffnung und müssen dann von den Ärzten wieder zurückgeholt werden. Manche Eltern beharren auf einer Fortführung der Behandlung, obwohl die Ärzte hier keine Chancen auf Erfolge sehen. Hier müssen gewisse Grenzen respektiert werden, denn ein Überleben um jeden Preis sollte nicht das Ziel sein.

Eltern können sich dafür entscheiden, dass das Kind nach der Geburt friedlich einschläft und keinen Kampf ohne Aussicht auf Erfolg führen muss. Die Wahrscheinlichkeit für ein Überleben nach der 28. Schwangerschaftswoche beträgt heutzutage 90 Prozent, nach der 32. Woche sei das Risiko quasi ausgeschlossen.

Weitere Risikofaktoren

Während der Geburt können weitere Probleme auftreten, beispielsweise können die unreifen Blutgefäße im Kopf zu einer Hirnblutung führen. Bei Frühgeborenen mit einem Gewicht von weniger als 1.000 Gramm sind die Augen oft nicht komplett entwickelt und durch den Anstieg des Sauerstoffgehaltes werden diese in der weiteren Entwicklung unterbrochen. Im Nachgang kann die Netzhaut sich ablösen und die Augen müssen gelasert werden. Bei etwa drei Prozent der Kinder kommt es nach der Geburt zu einer Entzündung des Darms. Falls diese rechtzeitig bemerkt und behandelt wird, bestehen hier gute Chancen auf eine Heilung. In der Regel werden die Kinder operiert und der Darmausgang muss verlegt werden.

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