Erziehung

Darf ein Baby fernsehen? – Gefahren, Folgen, Studien und Tipps

Egal ob Handy, Tablet, Radio oder Fernsehen – der Konsum von Medien ist in unserer heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken. Bereits kleine Kinder sind fasziniert von Bildern und Geräuschen, die vom Fernseher ausgehen. Eltern haben es daher nicht leicht, ihre Kinder von zu viel Medien Konsum abzuhalten. Es stellt sich daher die Frage: Dürfen Babys und Keinkinder fernsehen?

Babys und das Thema Fernsehen: Was Kinder nach der Geburt brauchen

Klar ist, in der ersten Zeit nach der Geburt brauchen Babys vor allem eines: ganz viel Liebe und Zuwendung der Eltern. Je älter das Kind wird, desto mehr ist es auch an seiner Umgebung interessiert. Denn beim Baby bilden sich in dieser Zeit die Sinne aus. Sie beginnen auf Geräusche und Bilder sensibel zu reagieren und erobern fasziniert ihre kleine Welt. Gegenstände, Farben und Bewegung – alles, was um sie herum passiert ist interessant. Das Gehirn muss in dieser Zeit viele Eindrücke verarbeiten. Dies passiert in erster Linie während des Schlafes. Sinneserfahrungen sind daher wichtig für die Entwicklung von Kleinkindern. Doch gilt dies auch für das Fernsehen?

Wie sinnvoll ist Fernsehen für Babys und Kleinkinder?

Bei der Antwort auf diese Fragen sind sich sämtliche Experten einig: Nein, Kleinkinder und vor allem Babys sollten nicht vor den Fernseher gesetzt werden. Auch, wenn dieser natürlich für das Kind sehr interessant ist. Denn die schnelle Abfolge der Bilder kann das kindliche Gehirn schnell überfordern. Die Inhalte können in dieser Schnelligkeit nicht verarbeitet werden. Im schlimmsten Fall kann dies sogar zu Verhaltensauffälligkeiten des Kindes führen.

Wissenschaftliche Studien aus Deutschland

Zu dieser Auffassung kommen jedoch nicht nur Pädagogen, sondern auch Wissenschaftler. In verschiedenen Studien wurde die schädliche Wirkung von fernsehen im Kleinkindalter nachgewiesen. Beispielsweise konnte eine Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland nachweisen, dass es einen Zusammenhang zwischen fernsehen und Entwicklungsverzögerungen gibt. Konkret hat sich bei dieser Studie herausgestellt, dass je früher und länger Babys und Kinder bis zum Schuleintritt pro Tag vor dem Fernseher sitzen, desto größer sind die Entwicklungsschwierigkeiten und Auffälligkeiten.

baby guckt tv
Victor Maschek/shutterstock.com

Eine amerikanische Metastudie

Die amerikanische Akademie für Pädiatrie hat eine Metastudie durchgeführt in der 50 verschiedene Studien analysiert wurden. Das Ergebnis ist dasselbe: Es wurde festgestellt, dass Fernsehen die Sprachentwicklung von Babys und Kleinkindern verzögert. Auch Programme, die extra für kleine Kinder entwickelt wurden, habe keinen Lerneffekt. Viel mehr erlernen Kinder durch das Fernsehen im frühen Alter nicht die Fähigkeit sich selbst zu beschäftigen.

Sprachförderung für Babys und Kleinkinder durch Fernsehen?

Viele Eltern sind der Meinung, dass der Fernseher einen pädagogischen Effekt auf Kinder hat, da beispielsweise neue Wörter erlernt werden könnten. Doch auch hier spricht eine chinesische Studie eindeutig dagegen. So wurden Babys in zwei Gruppen geteilt. Der einen Gruppe wurden Sprachinhalte über den Fernseher gezeigt, der anderen Gruppe wurde vorgelesen. Das Ergebnis des Versuches ist wenig überraschend, denn es macht einen eindeutigen Unterschied, ob Wörter aus dem Fernseher kommen, oder von engen Bezugspersonen gesprochen werden.

Nur diejenigen, denen vorgelesen wurde, haben die Wörter schlussendlich gelernt. Daraus lässt sich ableiten, dass das Vorlesen, Sprechen und Singen von engen Bezugspersonen die beste Sprachförderung ist. Denn Lernen findet nur durch Interaktion und Kommunikation statt.

Die negativen Effekte des Fernsehens auf Babys und Kleinkinder

Zusammengefasst hat das Fernsehen keinerlei positive Effekte auf Babys und Kleinkinder. Die beobachtbaren negativen Auswirkungen sind jedoch zahlreich. In erster Linie wird ein Baby durch die Bilder und Geräusche des Fernsehers stark reizüberflutet. Die Rechnung bekommen die Eltern dann abends präsentiert. Denn durch die starke Reizüberflutung werden Kinder unruhig und können schlechter ein- und durchschlafen. Zusätzlich kann es zu Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität und Konzentrationsproblemen kommen. Wird ein Kind nur vom Fernseher berieselt, leidet die Kreativität des Spiels.

Das Kind lernt nicht, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Gerade die ersten Lebensjahre sind extrem prägend für ein Kind. Passives Sitzen vor dem Fernseher kann schnell zu einem Gewöhnungseffekt führen. Das bedeutet, statt aktiv und kreativ zu sein, lernt das Kind Passivität. Das viele Sitzen führt zudem zu einem Bewegungsmangel, der die gesunde kindliche Entwicklung hemmt und zu Übergewicht führen kann. Schließlich ist die Zeit vor dem Fernseher eine verlorene Zeit, in der kein Lernen stattfindet.

Warum Vorlesen besser ist als Fernsehen

Viele Mütter und Väter haben von Zeit zu Zeit das Gefühl der Überforderung. Dann ist die Versuchung natürlich groß, das Kind vor den Fernseher zu setzen, um sich eine kleine Verschnaufpause zu gönnen, während sich das Kind berieseln lässt. Doch man sollte sich darüber bewusst sein, dass der Fernseher keinen Babysitter ersetzen kann. Eine bessere Alternative zum Fernsehen ist das Vorlesen. Denn durch Vorlesen, wird nicht nur der Wortschatz gefestigt und ausgebaut, auch die Aufmerksamkeit und körperliche Nähe, die dem Kind geschenkt wird, trägt zu einer positiven Entwicklung bei. Auch Hörgeschichten regen die Kreativität des Kindes an.

vater liest baby vor
Prostock-studio/shutterstock.com

Fernsehen ab welchem Alter?

In den ersten drei Lebensjahren entwickelt ein Kind die wichtigsten kognitiven und motorischen Fähigkeiten. Experten empfehlen daher, das Kind vor dem 3. Lebensjahr nicht fernsehen zu lassen. Denn wie bereits ausgeführt, wirkt sich Medienkonsum im frühkindlichen Altern äußerst negativ aus. Danach kann langsam damit begonnen werden das Kind etwa 30 Minuten pro Tag fernsehen zu erlauben. Doch auch hier sollten Eltern ganz genau auf ein kindgerechtes Programm achten. Wichtig ist auch, Kinder nicht alleine vor dem Fernseher zu setzen, sondern gemeinsam das Kinderprogramm anzusehen um etwaige Fragen beantworten zu können und darüber Bescheid zu wissen, was das Kind ansieht.

Babys und Kleinkinder: Tipps für den altersgerechten Fernsehkonsum

In einer Welt der digitalen Medien lässt sich ab einem gewissen Alter nicht mehr aufhalten, dass Kinder Medien konsumieren. Kleinkinder ab 3 Jahren sollten jedoch sehr behutsam an die Sache herangeführt werden. Das bedeutet, dass im Kinderzimmer generell kein Fernseher platziert werden sollte. Zudem sollten Kinder nie unbeaufsichtigt fernsehen. 30 Minuten Fernsehen pro Tag ist für Kinder im Alter zwischen 3 und 6 Jahren völlig ausreichend. Das Programm sollte kindgerecht sein. Alle gängigen Kinder TV-Formate weisen Altersempfehlungen auf, an die sich Eltern halten können. Sinnvolle Alternativen zum Fernsehen sind gemeinsames Spielen, Vorlesen oder das Hören von Musik oder Hörbüchern.

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