Erziehung

Einschlafen im eigenen Bettchen: Wie Babys alleine schlafen lernen

Wie viel Schlaf dein Kind braucht, hängt von verschiedenen, oft individuellen Faktoren ab. Schlaftabellen bieten eine grobe Orientierung, dennoch kann man den Bedarf des eigenen Kindes am besten ermitteln, wenn man auf dessen Anzeichen achtet und sich dem Rhythmus so gut wie möglich anpasst.

In der Regel benötigen Säuglinge in den ersten drei Lebensmonaten an die 17 Stunden Schlaf pro Tag. Bis zum ersten Geburtstag sinkt der Bedarf auf ca. 14 Stunden. Bis zum sechsten Lebensjahr benötigen Kinder noch immer bis zu 10 Stunden Schlaf pro Nacht. Problematisch wird es erst, wenn der Tag berufsbedingt zu einer bestimmten Uhrzeit beginnen muss. Dann nämlich sollte darauf geachtet werden, dass das Kind abends rechtzeitig in den Schlaf findet.

Wie Babys alleine schlafen lernen: Tipps für Eltern

Die gute Nachricht ist: jedes Kind lernt schlafen. Besonders beim ersten Kind leiden die Eltern sehr unter Schlafmangel. Die Angst, nie wieder richtig schlafen zu können, ist groß. Hinzu kommen Kommentare von anderen Müttern oder Großeltern (oder Schwiegereltern): „Schläft dein Kind noch immer bei euch?“, „Gewöhne es ja nicht daran, an der Brust einzuschlafen!“. Solche und ähnliche Aussagen können jungen Eltern viel Stress bereiten.

Soll ich mein Kind schreien lassen?

Seit dem vor einigen Jahren der Bestseller „Jedes Kind kann schlafen lernen“ erschien, streiten sich sowohl Wissenschaftler als auch Eltern, ob die in dem Buch beschriebenen Methoden hilfreich seien oder dem Kind womöglich sogar schaden können. Unter anderem empfiehlt der Autor, das Kind in dem auf eine bestimmte Anzahl an Tagen angelegten Schlaftraining auch mal schreien zu lassen. Dies solle dem Kind helfen, sich an das Alleinsein zu gewöhnen und sich selbst regulieren zu lernen. Erst nach einer vorher festgelegten Zeit könne man als Mutter oder Vater zu dem Kind gehen, um es zu beruhigen.

Viele Eltern sind hin und hergerissen zwischen ihrem eigenen Schlafmangel und dem Bedürfnis, dem Verlangen des Babys Aufmerksamkeit zu schenken. Studien belegen, dass das Schlaftraining dem Kind an sich nicht schade. Dennoch sagen Hebammen, dass es in den ersten Lebensmonaten besser nicht durchgeführt werden sollte. Kinder hätten laut Aussagen ein natürliches Bedürfnis, in der Nähe ihrer Mutter (oder ihres Vaters) zu sein. Gegen dieses Bedürfnis vorzugehen, könne Eltern und Kindern mehr Stress bereiten, als es zu akzeptieren.

baby schläft alleine im bett
Trendsetter Images/shutterstock.com

Am Tag schon den Abend vorbereiten

Neben radikalen Methoden, bei welchen man das Baby schreien lassen soll, gibt es andere Methoden, welche sanfter vorgehen. Ausgangspunkt hierbei sind immer die Anzeichen und Bedürfnisse des Babys. Dennoch sollen sie Eltern helfen, die es zu viel Kraft kostet, das Baby im Elternbett schlafen zu lassen. Damit das Baby überhaupt abends zur Ruhe findet, ist es sinnvoll, auch die Tage ruhig zu gestalten, vor allem in den ersten Lebensmonaten. Krabbelgruppen, Treffen mit Freunden, laute Geschwisterkinder – dies alles begleitet das Baby oft von Anfang an. Neben den sonst schon so vielfältigen Eindrücken muss das Kleine damit noch mehr verarbeiten.

Viele Babys haben deshalb am Abend eine Phase des Schreiens, die mitunter einige Stunden anhalten kann. Daher ist es zu empfehlen, lieber auf das ein oder andere Treffen zu verzichten und sich und dem Kind wohlverdienende Ruhe zu gönnen. Kann das Baby tagsüber gut schlafen, findet es oft auch abends besser in den Schlaf.

Das eigene Bett als Ort der Sicherheit: So lernt das Baby alleine zu schlafen

Auch wenn Babys das Bedürfnis haben, zu jeder Zeit in Mamas oder Papas Nähe zu sein, kann man es von Anfang an daran gewöhnen, dass das eigene Bett ein Ort der Sicherheit ist. So oft wie möglich sollte das Baby in dieses Bett gelegt werden, sei es wach oder bereits schlafend. Eine Kuscheldecke, welche den vertrauten Geruch der Eltern angenommen hat, kann hilfreich sein. Diese sollte aus Sicherheitsgründen in den ersten Monaten nur unter Aufsicht Verwendung finden! Alternativ tut es auch ein kleines Stofftier. Das Baby sollte anfangs ohnehin nicht alleine im Bettchen gelassen werden. Es sollte spüren, dass jemand bei ihm ist.

Streicheln oder leises Vorsingen sind gute Methoden, dem Kind zu signalisieren, dass man bei ihm ist. Tagsüber kann das Bettchen auch in dem Zimmer stehen, in welchem sich auch die Eltern aufhalten. Es darf auch wach dort liegen und sich mit einem Spielzeug beschäftigen. Somit lernt das Baby nach und nach, dass es dort sicher ist und nicht alleingelassen wird.

säugling auf decke
LeManna/shutterstock.com

Eltern müssen nicht allein für ihr Kind sorgen

Heute denken viele junge Eltern, dass sie der Mittelpunkt für ihre Kinder sein müssten. Auch wenn die Möglichkeiten für Väter, an der Betreuung ihrer Kinder teilzuhaben, immer größer werden, sind noch immer die Mütter stark davon betroffen. In gewisser Weise sind sie auch die wichtigsten Bezugspersonen. Und gerade deshalb ist es so wichtig, Hilfe anzunehmen. Dies können die Großeltern, der Partner oder Freunde sein, welche das Baby tagsüber eine Runde im Kinderwagen durch den Park fahren. Auch der Partner kann das abendliche Ins Bett bringen übernehmen oder nachts einmal aufstehen, um das Baby zu wickeln. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Eltern in den ersten Lebensjahren ihres Kindes an ihre Grenzen kommen und keine Schande, schon prophylaktisch Hilfe anzunehmen.

Baby will nicht alleine schlafen? Bloß kein Stress!

Zwar ist es sicher, dass jedes Kind schlafen lernt. Dennoch haben einige Babys und Kleinkinder einfach ein höheres Nähebedürfnis als andere. Die Methoden zum Alleine einschlafen lernen sollten nie soweit gehen, dass das Baby zusätzlich belastet wird. Wenn das Kind öfters beim Stillen oder beim Getragen werden einschläft, heißt es nichts, dass es bis zum Schulalter -oder sogar länger- die Hilfe der Eltern zum Einschlafen benötigt. In den ersten zwei Lebensjahren macht das Kind die größte Entwicklung seines gesamten Lebens durch, es lernt auch ohne das elterliche Zutun jeden Tag eine Menge neuer Dinge.

Es lernt neben der Muttermilch andere Lebensmittel kennen, muss die Schmerzen des Durchbrechens jeden neuen Zahnes ertragen, wird Woche für Woche immer mobiler und ist neuen Gefahren ausgesetzt. Es erfährt, was es bedeutet zu lieben und geliebt zu werden. Und es wird lernen, allein einzuschlafen. Und zwar dann, wenn es selbst dazu bereit ist. Eltern sollten sich deshalb keinen unnötigen Stress machen, auch wenn kritische Kommentare von außen auf sie eindringen. Das Baby profitiert am meisten davon, wenn ein Rhythmus gefunden wird, welcher den eigenen Bedürfnissen und denen der Eltern am besten entspricht.

Ähnliche Beiträge

Back to top button
Close